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Friedensgebete

„Bewege die Herzen“

Vor fünf Jahren war es in Ravensburg soweit: Evangelische und Katholische feierten gemeinsam Abendmahl und Eucharistie. Doch der Bischof von Rottenburg ging dazwischen. Seither tut sich dort nicht mehr viel, obwohl die Ökumene in der Stadt eigentlich floriert.

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Die beiden Schwestern Isolde Leopold (58) und Carola Bichelmaier (51) wuchsen in einem katholischen Haushalt auf. Beide waren sie engagierte Mitglieder ihrer Gemeinde in Ravensburg. Doch dann kam es bei Isolde Leopold zu einer Trennung, sie ließ sich scheiden, mit weitreichenden Konsequenzen für ihre katho-lische Kirchenzugehörigkeit: Sie war de facto exkommuniziert und durfte nicht mehr an der Eucharistie teilnehmen. Isolde Leopold trat daraufhin aus der katholischen Kirche aus und in die evangelische Kirche ein. Am 12. Juni 2012 erfolgte die Aufnahme in der Stadtkirche in Ravensburg, ein großer Moment, an den sie sich noch gut erinnert. „Am schlimmsten war die Zeit dazwischen“, erinnert sie sich, „als ich gar nirgends mehr dazugehörte.“

Die Schwestern Carola Bichelmaier (links) und Isolde Leopold

Der Versuch, Fakten zu schaffen

Katholisch blieb hingegen ihre Schwester Carola Bichel-maier. Der Konfessionswechsel war für die beiden kein Problem, sondern wurde zum Ansporn, sich für die aus ihrer Sicht längst überfälligen Veränderungen einzusetzen: die gegenseitige Einladung zu Abendmahl und Eucharistie, ohne Wenn und Aber.
Ravensburg war dafür ein gutes Pflaster. Die alte Reichsstadt gehörte im ausgehenden Mittelalter zu den wenigen, in denen sowohl Lutheraner als auch Katholiken zugelassen waren. Eine bikonfessionelle Lösung, die seit jeher zur Öku-mene zwang und zum gegenseitigen Verständnis für das Wohl der Menschen in der Stadt.
2013 wagten sie es mal wieder und hielten ein Konzil in Ravensburg ab. Ein Forum der Annäherung, dem Carola Bichelmaier und Isolde Leopold selbstverständlich ange-hörten. Daraus ging der ökumenische Arbeitskreis „Kirche Hermann und die Kirchengemeinderäte beider Konfessionen das Papier. Das eigentliche Wunder war jedoch, dass auch die Unterschrift des katholischen Stadtpfarrers Hermann Riedle darunter stand. An einer großen Tafel saßen am 8. Oktober 2017 alle an einem Tisch beisammen, ein Spektakel mit großer Öffentlichkeits-wirkung. Eine bikonfessionelle Lösung, die seit jeher zur Ökumene zwang und zum gegenseitigen Verständnis für das Wohl der Menschen in der Stadt.

Am schlimmsten war die Zeit dazwischen, als ich nirgends mehr dazugehörte

Isolde Leopold

Die beiden Schwestern Isolde Leopold (58) und Carola Bichelmaier (51) wuchsen in einem katholischen Haushalt auf. Eine bikonfessionelle Lösung, die seit jeher zur Öku-mene zwang und zum gegenseitigen Verständnis für das Wohl der Menschen in der Stadt.Beide waren sie engagierte Mitglieder ihrer Gemeinde in Ravensburg. Doch dann kam es bei Isolde Leopold zu einer Trennung, sie ließ sich scheiden, mit weitreichenden Konsequenzen für ihre katho-lische Kirchenzugehörigkeit: Sie war de facto exkommuniziert und durfte nicht mehr an der Eucharistie teilnehmen. Isolde Leopold trat daraufhin aus der katholischen Kirche aus und in die evangelische Kirche ein. Am 12. Juni 2012 erfolgte die Aufnahme in der Stadtkirche in Ravensburg, ein großer Moment, an den sie sich noch gut erinnert. „Am schlimmsten war die Zeit dazwischen“, erinnert sie sich, „als ich gar nirgends mehr dazugehörte.“

Kommunion und AbendmahlBeispiel für Infobox auf der linken Seite

Nach dem Katholischen Kirchenrecht ist eine Teilnahme evangelischer Christen am Abendmahl nicht möglich, weil diese nicht an die Wandlung glauben

Kirchenrecht muss sich erst ändern

Folglich geht auch Isolde Leopold noch heute immer wieder zur katholischen Kommunion, wenn sie den Eindruck hat, dass es der betreffende Pfarrer stillschweigend duldet. Ist das nicht der Fall, bleibt sie vorsichtig: „Ich will niemanden in Verlegenheit bringen.“ Ihre katholische Schwester Carola Bichelmaier wiederum nimmt auch am evangelischen Abendmahl teil, obwohl das ihre Kirche eigentlich nicht erlaubt. 
Von evangelischer Seite ist das kein Problem: Da sind alle getauften Christen eingeladen, „wobei auch das nicht kontrolliert wird“, sagt Dan Peter, Sprecher der Evange-lischen Landeskirche in Württem-berg. Protestantischerseits uch das hat sich geändert 

auch das hat sich geändert: Heute liegt es im Ermessen der Eltern, ob sie ihre Kinder mitnehmen, schließlich habe sich, erklärt Peter, selbst Luther da aufgeschlossen gezeigt. Das Ereignis in Ravensburg war längst nicht der einzige Vorstoß in Sachen gemeinsames Abendmahl. Schon beim ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin hatte es mutige katholische Priester wie Gotthold Hasenhüttl gegeben, die ihre evangelischen Mit-christen offen einluden. Anschließend wurden sie sus-pendiert. 

Beim zweiten Ökumenischen Kirchentag 2012 in München gab es solche offenen Vorstöße nicht mehr. Wobei Nikolaus Schneider, damals Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), keinen Zweifel ließ, dass er darin einen unhaltbaren Zustand sieht: „Für mich ist es inakzeptabel, wenn Menschen in konfessionsübergreifenden Ehen vom Tisch des Herrn ausgeschlossen werden“, erklärte er auf dem Podium. Margot Käßmann pflichtete ihm bei, weil Jesus schließlich alle, auch Judas und Petrus, zu sich eingeladen habe. 

Kommunion und AbendmahlBeispiel für Infobox auf der rechten Seite

Nach dem Katholischen Kirchenrecht ist eine Teilnahme evangelischer Christen am Abendmahl nicht möglich, weil diese nicht an die Wandlung glauben

Gemeinsame Kommunion nicht möglich

Derzeit tut sich nicht viel in der evangelisch-katholischen Abendmahlsfrage, in Ravensburg ebenso wenig wie an anderen Orten. „Kirchenrechtlich ist es klar“, sagen Isolde Leopold und Carola Bichlmaier. Also müsse sich folglich das katholische Kirchenrecht ändern, doch danach sieht es unter dem jetzigen Papst genauso wenig aus wie unter Joseph Ratzinger, in dessen Zeit die Ökumene herbe Rückschläge einstecken musste.
Evangelisch will Carola Bichelmaier deswegen übrigens nicht werden. „Wenn alle gehen, ändert sich ja nichts“, sagt die 51-jährige katholische Christin, die die Hoffnung nicht aufgibt, dass sie eines Tages doch noch ganz offiziell eine gemein-same Eucharistie erleben wird. 

auch das hat sich geändert: Heute liegt es im Ermessen der Eltern, ob sie ihre Kinder mitnehmen, schließlich habe sich, erklärt Peter, selbst Luther da aufgeschlossen gezeigt. Das Ereignis in Ravensburg war längst nicht der einzige Vorstoß in Sachen gemeinsames Abendmahl. Schon beim ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin hatte es mutige katholische Priester wie Gotthold Hasenhüttl gegeben, die ihre evangelischen Mit-christen offen einluden. Anschließend wurden sie sus-pendiert. 

Beim zweiten Ökumenischen Kirchentag 2012 in München gab es solche offenen Vorstöße nicht mehr. Wobei Nikolaus Schneider, damals Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), keinen Zweifel ließ, dass er darin einen unhaltbaren Zustand sieht: „Für mich ist es inakzeptabel, wenn Menschen in konfessionsübergreifenden Ehen vom Tisch des Herrn ausgeschlossen werden“, erklärte er auf dem Podium. Margot Käßmann pflichtete ihm bei, weil Jesus schließlich alle, auch Judas und Petrus, zu sich eingeladen habe.